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02.04.2020

Pragmatisch durch die Corona-Krise

Der Kampf gegen das Virus fordert auch in der Wirtschaft seinen Tribut. Der Bundesrat hat beispiellose Hilfen beschlossen, um Firmen in Notlage das Überleben zu sichern. Den Banken kommt dabei eine zentrale Rolle in der Überbrückung von Liquiditätsengpässen zu.

Dieser Artikel wurde am 03.04.2020 aufgrund der aktuellen Geschehnisse aktualisiert.

Die Zahlen an der epidemiologischen Front stimmen positiv. Die Corona Neuansteckungen beginnen sich abzuflachen. An der wirtschaftlichen Front befinden wir uns hingegen erst am Anfang einer schwierigen Entwicklung.

Trübe Wirtschaftsaussichten

Die wirtschaftlichen Schäden durch Covid-19 werden in die Milliarden gehen und dürfte die Schweiz unmittelbar in die Rezession treiben. Das Seco korrigierte seine mit hoher Unsicherheit behaftete Wachstumsprognose für 2020 auf -1.5 Prozent. Hauptgrund des Rückgangs sind in einer ersten Phase die von den Coronamassnahmen direkt betroffenen Wirtschaftssektoren und namentlich die KMU.

Kein Bereich der Wirtschaft wird am Ende jedoch von den Folgen der Pandemieschutzmassnahmen ausgenommen sein. Dies zeigt sich auf den nationalen und globalen Finanzmärkten. Die Bewertungen von Firmen haben sich stark reduziert. Die Marktvolatilität gibt Aufschluss darüber, dass die Einschätzung über den weiteren Wirtschaftsverlauf schwierig ist. So sind Zweitrundeneffekte der massiven Wertvernichtung heute noch kaum abzuschätzen.

Stemmen gegen den Absturz

In der ganz kurzen Frist geht es darum zu verhindern, dass tausende Schweizer KMU aufgrund weggebrochener Erträge zahlungsunfähig werden. Unsere Behörden haben deshalb frühzeitig ein Arsenal an Massnahmen ergriffen, um die Risiken einzudämmen. Damit sie rasch wirken können, orientieren sie sich an wirtschaftspolitischen Instrumenten, die sich in der Vergangenheit bewährt haben.

Dieses pragmatische Vorgehen ist sinnvoll. Die Instrumente sind ohne den Aufbau einer übermässigen Bürokratie rasch einsetzbar und in der Wirkung aufgrund der langjährigen Erfahrungen der Behörden gut einschätzbar. Neu sind jedoch die Modalitäten in der Umsetzung und der Umfang des Gesamtpakets.

Das gesamte Massnahmenpaket des Bundesrats beläuft sich auf CHF 60 Milliarden. Es umfasst Liquiditätshilfen für Unternehmen, die Ausweitung und Vereinfachung der Kurzarbeit, eine Erwerbsausfallentschädigung für Selbständige sowie Soforthilfen für Kultur, Sport und Tourismus.

Banken Teil der Lösung

Bereits sehr früh wurde klar, dass die Banken eine zentrale Rolle in den Plänen des Bundesrats spielen. Die Garantien des Bundes im Umfang von CHF 20 Milliarden für Liquiditätshilfen in Form von Krediten machen die Hälfte des Gesamtpakets aus. Das vom Bundesrat am 20. März 2020 kommunizierte Programm mit verbürgten Überbrückungskrediten für KMU bildet denn auch das Rückgrat gegen eine breite Zahlungsunfähigkeit der betroffenen Betriebe. Am 3. April 2020 hat der Bundesrat entschieden, das Bürgschaftsvolumen für das KMU-Kreditprogramm auf insgesamt CHF 40 Milliarden zu erhöhen.

Die beiden Kreditfazilitäten (COVID-19 Kredite/Kredite plus) bauen auf den bestehenden Strukturen der Bürgschaftsorganisationen auf, um KMU mit Liquiditätsengpässen rasch und unkompliziert mit Krediten zu unterstützen.

Die Banken stehen zu ihrer Verantwortung als Kreditversorger der Wirtschaft. Die Schweizerische Bankiervereinigung hat alle Banken mit einem Kreditgeschäft aufgerufen, am Programm teilzunehmen. Sie verfügen über solide Kapitalpuffer und genügend Liquidität. Das Finanzsystem verfügt somit über die Kapazität, um die Ansprüche der Wirtschaft und der Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz in dieser schwierigen Situation zu bedienen.

Dies wird von der FINMA und der SNB auch bestätigt. Letztere stärkt die Banken in der Rolle als Kreditversorger, indem sie die Freibeträge erhöht hat und dadurch die Belastung durch Negativzinsen reduziert und ihnen mit der SNB-COVID-19-Refinanzierungsfazilität (CRF) zusätzliche Liquidität in unbeschränktem Umfang zur Verfügung stellt. Den Spielraum für ausreichend Kredite ermöglichen auch die temporäre Ausnahme der Zentralbankenguthaben bei der Berechnung der Leverage Ratio durch die FINMA und die Deaktivierung des antizyklischen Puffers durch den Bundesrat1 .

Erste Erfahrungen positiv 

Bis dato haben 121 Banken in kürzester Zeit die Kreditabwicklungsplattform funktionsfähig auf das Netz gestellt und in grossem Umfang zusätzliche Mitarbeitende für die Bearbeitung der Kreditanträge abgestellt. Die Erfahrung der ersten Tage zeigt, dass das System den Ansturm gut bewältigen konnte. In dieser entscheidenden ersten Phase haben die Banken einen wesentlichen Beitrag in der Abwendung von zahllosen Härtefällen und grossem wirtschaftlichem Schaden geleistet und konnten den hohen Anforderungen und Erwartungen gerecht werden.

Grosse Herausforderungen bleiben

Wie beim heute ausgedünnten Fahrplan der SBB wird sich zeigen, dass das Herunterfahren der Kapazität einfacher ist als die Rückkehr der Produktion auf Volllast. Einerseits müssen die unterbrochenen Lieferketten wieder in Gang gebracht werden und andererseits bedarf es auch einer wieder anziehenden Nachfrage. Der Bundesrat hat wiederholt betont, den Schaden so klein als möglich halten zu wollen.

Im besten Fall werden während des Lockdowns nicht getätigte Konsum- oder Investitionsausgaben nachgeholt. Das SECO ist optimistisch. Die Wachstumserwartungen liegen für 2021 bei überdurchschnittlichen 3.3 Prozent. Dies setzt voraus, dass sowohl die sanitarischen wie auch die wirtschaftspolitischen Massnahmen im In- und Ausland wirksam umgesetzt werden.

1 Im Artikel Schnell, unkompliziert, wirksam: die Corona-Hilfe für KMU im aktuellen Insight wird das Massnahmenpaket zusätzlich erläutert.

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) beantwortet für Bankkunden, Mitglieder und Öffentlichkeit aktuelle Fragen auf ihrer Website.

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