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26.06.2025

Marktzugang sichern, wettbewerbsfähig bleiben

Banken zählen zu den wichtigsten Dienstleistungsexporteuren der Schweiz und sie tragen massgeblich zum Erfolg der Volkswirtschaft bei. Dabei spielt der Zugang zu internationalen Märkten eine entscheidende Rolle. Vanessa Dubra, Leiterin International, erklärt im Interview weshalb Marktzugang ein strategischer Erfolgsfaktor für Schweizer Banken ist, welche Lösungsansätze vielversprechend sind und wie sich die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) dafür einsetzt, dass der Sektor weiterhin erfolgreich bleibt. 

Vanessa Dubra, wie bedeutend ist das internationale Geschäft für den Schweizer Bankensektor? 
Die Expertise der Schweizer Banken sind ein regelrechter Exportschlager. Rund 16 % der gesamten Dienstleistungsexporte unseres Landes stammen aus dem Bankensektor. Das zeigt, wie wichtig das Auslandgeschäft der Banken für die Volkswirtschaft ist. Besonders stark sind wir in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung für Privatkunden – da ist die Schweiz weltweit führend.

Welche Rolle spielt der Marktzugang für diesen Erfolg? 
Ganz einfach: Ohne Zugang zu ausländischen Märkten können wir unsere Dienstleistungen nicht oder nur sehr eingeschränkt im Ausland anbieten. Das limitiert nicht nur das Wachstumspotenzial der Banken, sondern gefährdet auch ihre Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich. Marktzugang ist also eine strategische Notwendigkeit.

Welche Herausforderungen siehst du für die Banken beim Eintritt in andere Märkte? 
Es sind vor allem regulatorische Hürden. In vielen Ländern gelten sehr spezifische Regeln, und diese unterscheiden sich stark. Die EU ist ein gutes Beispiel: Dort ist unsere Regulierung in vielen Bereichen zwar gleichwertig, aber die politische Lage entscheidet oft darüber, ob sie auch als solche anerkannt wird. In anderen Märkten wird häufig eine physische Präsenz verlangt, was kostspielig und strategisch nicht immer sinnvoll für die Banken ist.

Wie setzt sich die SBVg für offene Märkte ein? 
Wir setzen auf den Dialog mit Behörden im In- und Ausland sowie Kooperationen mit Partnerorganisationen in den jeweiligen Märkten. Wir bringen breit abgestimmte Lösungsvorschläge in politische Prozesse ein und engagieren uns für praktikable, zukunftsorientierte Modelle. Unser Ziel ist es, faire Wettbewerbsbedingungen für Schweizer Banken zu schaffen.

Gibt es bereits Beispiele für solche Abkommen? 
Ja, das Abkommen mit Grossbritannien – das sogenannte Berne Financial Services Agreement (BFSA). Die SBVg war federführend bei dessen Initiierung und Ausgestaltung. Darauf sind wir stolz, denn das Abkommen erleichtert für eine bestimmte Kundenkategorie die grenzüberschreitende Vermögensverwaltung – ein Kerngeschäft vieler Schweizer Banken.

Was ist das Besondere am BFSA? 

Beide Seiten anerkennen, dass sie vergleichbare Regelwerke haben, zum Beispiel beim Anlegerschutz oder bei der Marktintegrität. Das heisst, dass Grossbritannien und die Schweiz gleichermassen faire und transparente Regeln haben und damit für Vertrauen bei den Marktteilnehmern sorgen. Damit setzt das Abkommen einen neuen Standard für flexible und kooperative Modelle im internationalen Finanzdienstleistungsgeschäft. Vor allem vermögende Privatkunden mit grenzüberschreitenden Bedürfnissen profitieren von den neuen Möglichkeiten.

Welche Lösungen sucht man mit der EU? 

Auch hier leistet die SBVg Pionierarbeit. Sie hat die Idee eines institutsspezifischen Ansatzes eingebracht und ist bereit sich massgeblich an dessen Entwicklung zu beteiligen. Dieses Modell sieht vor, dass sich Schweizer Banken, die aktiv grenzüberschreitende Dienstleistungen in der EU erbringen wollen, bei einer EU-Behörde registrieren und an die EU-Regeln halten. Im Gegenzug dürfen sie ihre Dienstleistungen im gesamten EU-Raum anbieten. Der grosse Vorteil des institutsspezifischen Ansatzes ist, dass er Rechtssicherheit schafft und fairen Wettbewerb fördert.

Welche weiteren Herausforderungen siehst du für die Banken? 
Neben regulatorischen Hürden bieten geopolitische Spannungen und Sanktionen gewisse Risiken. Sie können bestehende Geschäftsbeziehungen gefährden oder den Zugang zu wichtigen Märkten komplett blockieren. Banken müssen daher noch strategischer denken und ihre geographische Präsenz diversifizieren.

Was braucht es noch, damit die Banken in der Schweiz weiterhin erfolgreich bleiben können? 
Es braucht entschlossenes, koordiniertes Handeln von Politik und Branche. Nur wenn die Schweiz aktiv neue Partnerschaften eingeht, sich für offene Märkte einsetzt, neue Ansätze verfolgt und bestehende Modelle wie das BFSA konsequent weiterentwickelt, kann der Finanzplatz seine internationale Spitzenposition sichern. Die Weichen dafür müssen jetzt gestellt werden. 

Vanessa Dubra ist seit 2023 Leiterin International bei der SBVg.  

Sie stiess 2011 als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Leiters Financial Markets International zur SBVg. Von 2014 bis 2016 war sie Leiterin US Affairs und führte Sonderprojekte im EU-Raum. Anschliessend war sie für den Bereich Overseas and EU Special Projects verantwortlich, der Teil der Abteilung Private Banking war. Ihre berufliche Laufbahn begann sie als Anwältin in Basel. 

Vanessa Dubra verfügt über einen Lizentiat-Abschluss in Rechtswissenschaften (lic.iur.) von der Universität Basel. Ihre Anwaltsprüfung legte sie erfolgreich im Kanton Basel-Stadt ab. 

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