SNB-Finanzstabilitätsbericht: Erwartete Zinssenkung und positive Worte über die Widerstandfähigkeit der Banken
Die SNB hat den Leitzins erwartungsgemäss auf null gesenkt. Angesichts des tieferen Inflationsdrucks und der eingetrübten weltwirtschaftlichen Prognosen ist dieser Schritt nachvollziehbar. Daneben hat die SNB gestern auch ihren Finanzstabilitätsbericht veröffentlicht. Sie stellt darin fest, dass die Banken überwiegend Kapitalquoten deutlich über den regulatorischen Anforderungen aufweisen und Negativszenarien abfedern können. Die Aussagen zur Notwendigkeit weiterer einschneidender Massnahmen im Bereich der Eigenmittel werfen deshalb einmal mehr Fragen auf.
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Nach drei Jahren zurück zur Null
Mit der Senkung des Leitzinses ist die SNB nun nach nicht einmal drei Jahren zur Nullzinspolitik zurückgekehrt. Sie lockert ihre Geldpolitik, um den gedämpften Inflationserwartungen sowie den Auswirkungen der handelspolitischen Spannungen entgegenzuwirken. Dieser Zinsentscheid ist deshalb zwar nachvollziehbar, aber keineswegs kostenlos. Für die Bevölkerung ergeben sich negative Auswirkungen, denn negative Realzinsen untergraben den Anreiz zum verantwortungsvollen Sparen und setzen auch die Altersvorsorge weiter unter Druck. Anleger auf der Suche nach Rendite könnten allzu riskante Anlagen in Betracht ziehen.
Ausserdem bedeutet ein Nullzinsumfeld eine zusätzliche Last für die Banken, deren Profitabilität bereits im Jahr 2024 unter dem tieferen Erfolg aus dem Zinsgeschäft gelitten hat. Banken könnten versuchen, dies im Kreditgeschäft oder durch Gebühren zu kompensieren. Insgesamt stimmt aber positiv, dass die SNB explizit die Risiken eines negativen Leitzinses betont und gestern darauf verzichtet hat, diesen zu beschliessen.
Lobende Worte für systemrelevante Banken – Warum dann der Griff zur schärfsten Klinge?
In ihrem Finanzstabilitätsbericht vermerkt die SNB positiv, dass die UBS bereits heute die vollständig umgesetzten Too-Big-To-Fail-Kapitalanforderungen erfüllt, obwohl diese erst ab 2030 gelten. Auch die risikogewichteten Kapitalquoten der übrigen systemrelevanten Banken lagen gemäss dem Bericht über den regulatorischen Anforderungen.
Die Puffer erscheinen somit weiterhin angemessen, um in diversen Risikoszenarien ihrem Namen gerecht zu werden. Angesichts dieser bis auf eine Detailanalyse der Eigenmittelunterlegung von Tochtergesellschaften im Ausland sehr positiven Einschätzung, überrascht die uneingeschränkte Unterstützung der SNB des bundesrätlichen Massnahmenpakets, welches bei den Eigenmittelanforderungen zur schärfsten Klinge greift.
Robuste Kapitalausstattung der inlandorientierten Banken
Einmal mehr lobt die SNB zudem die robuste Kapitalausstattung inlandorientierter Banken, die weit über den regulatorischen Anforderungen liegt. Diese Banken wären im Falle einer Immobilienkrise deshalb in der Lage, beträchtliche Verluste zu absorbieren, ohne ihre Rolle als Kreditversorgerin der Realwirtschaft einschränken zu müssen. Umso fragwürdiger erscheint uns daher der von der FINMA nur wenige Monate nach Inkraftsetzung von Basel III Final bereits wieder zur Diskussion gestellte regulatorische Verbesserungsbedarf im Bereich der Hypothekarmarktregulierung.
Seit Jahren macht die SNB auch erhöhte Risiken auf den Immobilien- und Hypothekarmärkten geltend. Diese sind zu relativieren, denn ein näherer Blick zeigt, dass der Anteil an Neuhypotheken mit hohen Belehnungsquoten rückläufig ist und auch die Loan-to-Income-Ratios (LTI) als Mass für die Tragbarkeit deutlich unter ihrem Höchstwert von 2022 bleiben.