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30.10.2025

Beschäftigung im Bankensektor: Stabilität trotz Wandel und Disruption

Die Beschäftigung im Schweizer Bankensektor steht immer wieder im Mittelpunkt öffentlicher Diskussionen. Medienberichte über Entlassungswellen und steigende Arbeitslosenzahlen vermitteln ein Bild zunehmender Unsicherheit, insbesondere im Nachgang zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS oder im Rahmen aktueller Regulierungsdebatten. Daten der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zürich zeigen zudem, dass die Zahl arbeitsloser Bankmitarbeitender derzeit einen Höchststand erreicht hat. Gleichzeitig weist das Bankenbarometer 2025 von Swiss Banking stabile Beschäftigungszahlen aus. Diese scheinbare Diskrepanz wirft Fragen zur tatsächlichen Entwicklung der Beschäftigung in der Branche in Zeiten des Wandels und der Disruption auf. 

Martin Hess, Chefökonom Swiss Banking und Autor des Beitrags, spricht mit Ramona Buess, Mitarbeiterin im Bereich Wirtschaftspolitik, über die Beschäftigungslage im Bankensektor 

Faktencheck: Beschäftigungsentwicklung im Finanzsektor in der Schweiz 

Bankensektor  
Unter Beschäftigung im Bankensektor werden alle bei Bankinstituten angestellten Personen verstanden. Die Zahl der Vollzeitäquivalente im Inland sank von 104‘053 im Jahr 2014 auf 94'347 im Jahr 2024 1 (siehe Grafik). Der Rückgang im Jahr 2017 auf 91‘904 Beschäftigte ist auf einen statistischen Effekt infolge der Auslagerung von Personal durch Grossbanken in separate Servicecenters zurückzuführen. Seither stieg die Zahl der Beschäftigten – trotz Negativzinsen, Pandemie und der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS – kontinuierlich an.  

Bankdienstleistungssektor  
Der Bankdienstleistungssektor umfasst zusätzlich zum Bankensektor Tätigkeiten, die mit Finanzdienstleistungen verbunden sind, darunter Effekten- und Warenbörsen, Terminhandel, Verwaltung von Investment- und Pensionsfonds, Vermögensverwaltung sowie Treuhand- und Verwahrungsdienstleistungen. Die Beschäftigtenzahl stieg von 145’100 im Jahr 2014 auf 159’500 im Jahr 2024 2. Dieser Zuwachs von rund 9,9 % deutet auf eine zunehmende Bedeutung dieses spezialisierten Dienstleistungsbereichs hin. 

Finanzsektor 
Der Finanzsektor umfasst zusätzlich zum Bankdienstleistungssektor Versicherungen, Rückversicherungen, Pensionskassen sowie Tätigkeiten, die mit Versicherungsdienstleistungen verbunden sind. Die Beschäftigung stieg von 214’590 im Jahr 2014 auf 226’944 im Jahr 2024, was einem Zuwachs von rund 5,8 % entspricht 3. Der Anteil an der Gesamtbeschäftigung blieb dabei nahezu konstant bei 5 % - ein Indikator für die zentrale Bedeutung des Finanzplatzes für den Schweizer Arbeitsmarkt. 

Quelle: SNB, BAK, BFS

Fokussierung auf kurzfristige Ereignisse verfälscht Gesamtbild  

Der Faktencheck zeigt: Den turbulenten Zeiten zum Trotz bleibt die Beschäftigungssituation in der Schweiz erfreulicherweise positiv. Die Umfrage von Swiss Banking zum Personalbestand prognostiziert, dass sich dieser Trend in den nächsten Monaten fortsetzen dürfte.  

Das oft pessimistisch geprägte öffentliche Bild lässt sich durch den Einfluss temporärer Faktoren auf die Medienberichterstattung erklären. Medien fokussieren häufig auf kurzfristige Ereignisse wie Entlassungswellen infolge von Unternehmensübernahmen oder Filialschliessungen. So wurden zum Beispiel im Zuge der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS seit Sommer 2023 rund 14’000 Vollzeitstellen im In- und Ausland abgebaut – Zahlen, die in den Medien prominent platziert werden. Laut Natalia Ferrara, Vizepräsidentin des Schweizerischen Bankpersonalverbands (SBPV), haben jedoch bereits etwa zwei Drittel der betroffenen Mitarbeitenden während des laufenden Sozialplans innerhalb der UBS oder extern eine Stelle gefunden. Diese Entwicklungen führen kurzfristig zu Volatilität, die sich auch in vom Bundesamt für Statistik veröffentlichten Quartalszahlen widerspiegelt.  

Nicht nur solche Einzelereignisse, sondern auch der längerfristige Strukturwandel prägt die Beschäftigungslage im Bankendienstleistungssektor. Zum Beispiel nimmt die Wichtigkeit physischer Standorte in einer zunehmend digitalen Welt ab. Gleichzeitig entstehen sukzessive neue Arbeitsplätze, zum Beispiel in den Bereichen IT, Datenanalyse, digitale Vermögensverwaltung und FinTech-Kooperationen, die einen potenziellen Rückgang der Beschäftigung kompensieren. Dieser schrittweise Stellenaufbau findet jedoch oftmals keinen Weg in die Medien.  

Insgesamt zeigt sich, dass kurzfristige Restrukturierungen und mediale Zuspitzungen nicht automatisch die langfristige Beschäftigungsentwicklung widerspiegeln. Die Beschäftigung im Schweizer Bankensektor bleibt trotz eines dynamischen Anpassungsprozesses und einzelner disruptiver Ereignisse stabil – ein deutliches Zeichen für die Anpassungsfähigkeit, Innovationskraft und Resilienz der Branche. 

 

[1] SNB (2025). Personalbestand nach In- und Ausland und Geschlecht 

[2] BAK (2024). Volkswirtschaftliche Bedeutung des Schweizer Finanzplatzes

[3] BFS (2025). Beschäftigte nach Vollzeitäquivalente und Wirtschaftsabteilungen (NOGA 64-66)

Wirtschaft

Autoren

Martin Hess
Leiter Wirtschaftspolitik
+41 58 330 62 50
Nina-Alessa Michel
Policy Advisor Regulation & Economics
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Ramona Buess
Praktikantin Wirtschaftspolitik
+41 58 330 62 64

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