Custody Banking durch Auslandsbanken: Vorteil für die Schweiz
Im Frühling 2025 hat das Parlament sich mit der Frage auseinandergesetzt, ob das Vermögen des AHV Ausgleichsfonds bei einer ausländisch beherrschten Bank verwahrt werden solle. Der Verwaltungsrat des AHV Ausgleichsfonds hatte auf Anregung der Eidg. Finanzkontrolle das Mandat neu ausgeschrieben, die eingegangenen Offerten verglichen und festgestellt, dass diejenige einer amerikanischen Bank das Interesse der Eigner des Vermögens am besten wahre.
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Worum es geht
Verwaltung ist nicht Verwahrung. In der Debatte wurde diese Unterscheidung oft nicht gemacht, was zu Verwirrung geführt hat. Bei der Vermögensverwaltung werden Anlageentscheide gefällt und wird das Vermögen gemäss Anlagerichtlinien in bestimmte Wertpapiere investiert. Bei der Verwahrung werden diese Wertepapiere aufbewahrt, laufend ihr Wert aufgrund der Börsenkurse ermittelt, Dividenden ausbezahlt, bei Kauf oder Verkauf durch den Vermögensverwalter die Wertepapiere ein- oder ausgebucht, und vieles mehr. Die Depotbank muss ein möglichst ausgedehntes Netz zu Zentralverwahrern in den Märkten unterhalten, in die der Vermögensverwalter investiert. Das ist wichtig, weil die Wertpapiere jeweils im Markt der Emission hinterlegt und nur so für Anleger zugänglich sind. Die Depotbank eines Anlagefonds, wie des AHV Fonds, sollte also Verbindung zu möglichst vielen Zentralverwahrern weltweit haben und rasch grosse Mengen an Daten verarbeiten können, um laufend die Portfoliowerte zu berechnen.
Was es dazu braucht
Im Gegensatz zum Vermögensverwalter, der sich durch die tiefe Kenntnis eines spezifischen Marktes auszeichnet, muss die Depotbank eine grosse Menge an standardisierten Prozessen rasch und zuverlässig abwickeln. Sie muss die regulatorischen Vorgaben in den unterschiedlichen Märkten ebenso kennen wie die besonderen Vorgaben zur Abwicklung von corporate action einzelner Wertpapiere. Sie muss in der Lage sein, all diese Informationen zusammenzuführen, damit die einzelnen Wertpapiertransaktionen effizient und in kurzer Zeit abgewickelt werden können. Damit sie dies tun kann muss sie auf effiziente, weitgehend automatische Prozesse zurückgreifen können; dazu benötigt sie Infrastruktur und grosse Rechenleistung. Jeder einzelne Prozess darf nicht viel kosten. Globale Vernetzung, effiziente Technologie, Kenntnis der Regulierung: das sind die drei Kompetenzen, in die ein Verwahrer laufend investieren muss. Je grösser er ist, umso mehr rentieren die Investitionen, denn sie können auf eine grössere Anzahl Transaktionen umgelegt werden.
Globale Spezialisten in der Schweiz – weshalb das gut ist
Die Schweiz hat den Vorteil, als internationaler Finanzplatz mit grossen Volumen an verwalteten Vermögen auch attraktiv für globale Depotbanken zu sein. Dank deren Präsenz haben auch Schweizer Anlagestiftungen wie der AHV Fonds, die SUVA und andere Pensionskassen Zugang zu Kompetenz, die sich laufend im globalen Wettbewerb behauptet. Viele Depotbanken sind auf dieses Geschäft spezialisiert, keinen anderen Risiken ausgesetzt und können ihre gesamten Investitionen auf die Effizienzsteigerung in diesem einzigen Marktsegment konzentrieren. Es gibt keine Schweizer Bank, die dieses Geschäft auf globaler Ebene betreibt – als Hauptgeschäft oder als eines ihrer Hauptgeschäfte – aber es gibt zahlreiche ausländische Banken, die dies tun und die in der Schweiz anwesend sind. Das kommt den Schweizer Anlegern zugute, weil sie international wettbewerbsfähige Dienstleistungen frei Haus erhalten. Das kommt dem hiesigen Finanzplatz zugute, weil er für internationale Investoren um eine Dienstleistung in der Wertschöpfungskette attraktiver ist als Konkurrenzplätze.