Meilenstein für den Schweizer Finanzplatz: Deposit Token-Machbarkeitsstudie erfolgreich abgeschlossen
Zürich, 16. September 2025 – Unter dem Dach der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) haben PostFinance, Sygnum Bank und UBS eine Deposit Token-Machbarkeitsstudie durchgeführt. Der heute veröffentlichte Ergebnisbericht bildet die Grundlage für eine standardisierte Infrastruktur für blockchainbasierte Finanzdienstleistungen in der Schweiz. Erstmals haben Banken übergreifend eine rechtlich bindende Zahlung mittels Bankeinlagen und unter Verwendung einer öffentlichen Blockchain durchgeführt – ein Meilenstein für den gesamten Finanzplatz.
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Der Schweizer Zahlungsverkehr im Inland ist heute bereits sehr effizient und kostengünstig. Dennoch stösst er bei neuen Anwendungsfällen an Grenzen: Klassische Zahlungen sind nicht programmierbar, nicht durchgehend rund um die Uhr für höhere Beträge verfügbar und lassen sich nur eingeschränkt in blockchainbasierte Ökosysteme integrieren. Mit einer Darstellung von Bankeinlagen auf der Blockchain könnten Zahlungen künftig nicht nur sofort und final auf einer gemeinsamen Infrastruktur abgewickelt, sondern auch direkt in automatisierte Geschäftsprozesse eingebunden werden.
Programmierbare Regeln (Smart Contracts) auf dieser Infrastruktur ermöglichen, dass Zahlungen nur bei Erfüllung bestimmter Bedingungen ausgeführt werden. Dadurch lassen sich Risiken minimieren, Prozesse effizienter gestalten und komplexe Transaktionen beschleunigen. Diese Automatisierung erschliesst Potential für neue digitale Dienstleistungen: Kundinnen und Kunden könnten künftig von schnellen, sicheren und transparenten Zahlungsprozessen profitieren – ob im Wertpapierhandel, bei der automatischen Abwicklung von Versicherungsansprüchen oder bei Transaktionen zwischen Maschinen ohne menschliche Interaktion.
Ergebnisbericht bestätigt die technische und rechtliche Machbarkeit
Die Machbarkeitsstudie (Proof of Concept, PoC) fokussiert auf die Überweisung von Buchgeld ausserhalb der Blockchain, ausgelöst durch auf der Blockchain tokenisierte Zahlungsanweisungen (Deposit Token) und testete zwei Anwendungsfälle: Zum einen eine Zahlung zwischen Bankkunden der jeweiligen Banken, zum anderen ein sicherer Treuhand-Verwahrungsprozess (Escrow), bei dem Deposit Token gegen tokenisierte Vermögenswerte getauscht und die Transaktionen automatisiert abgewickelt werden. Die Governance-Struktur des Systems basiert auf klar definierten Rollen und dem Einsatz von Smart Contracts. Diese ermöglichen überprüfbare Abläufe, technische Sicherheit sowie die Einhaltung von regulatorischen Vorschriften.
Die Resultate zeigen, dass ein bankenübergreifend eingesetzter Deposit Token – gemäss der in der Machbarkeitsstudie beschriebenen Form – auf einer öffentlichen Blockchain mit zugangsbeschränkten Applikationen technisch funktioniert und rechtlich bindende Zahlungen auslösen kann.
Nächste Schritte: Zusammenarbeit und Skalierung entscheidend
Der Ergebnisbericht bestätigt die Machbarkeit von Zahlungen zwischen verschiedenen Instituten unter Zuhilfenahme der Blockchain. Für die Skalierbarkeit bedarf es jedoch zusätzlicher Designanpassungen und einer verstärkten Zusammenarbeit mit weiteren Banken, Infrastrukturbetreibern und Behörden.
Ziel dieser Arbeiten im Rahmen der strategischen Verbandspriorität «Digitale Währungen» ist es, Vorteile für Wirtschaft, Gesellschaft und Bankkunden zu realisieren. Die Machbarkeitsstudie und ihre Resultate greifen einer Einführung eines Deposit Token durch Finanzinstitute nicht vor.
Stimmen der Projektverantwortlichen
Martin Hess, Chefökonom und Verantwortlicher des Gesamtprojekts Digitale Währungen der SBVg: «Der getestete Deposit Token ist ein strategischer Schritt Richtung Zukunft und unterstreicht das Innovationspotenzial des Schweizer Finanzplatzes. Mit dem erfolgreichen Proof of Concept sind die Weichen für weitere Arbeiten gestellt – für eine neue, zusätzliche innovative Form des digitalen Bezahlens.»
Alexander Thoma, Head Digital Assets bei PostFinance: «Der Deposit Token bietet grosses Potenzial, um den Zahlungsverkehr zukünftig für alle Parteien effizienter sowie sicherer zu machen. Der Proof of Concept hat gezeigt, dass die Blockchain-Technologie dafür funktioniert und rechtlich tragfähig ist. Das ist aber nur der Anfang. Wir sind ambitioniert, auch weiterhin bei dieser innovativen Lösung mitzuarbeiten und die Expertise von PostFinance im Bereich Zahlungsverkehr und Digital Assets einzubringen.»
Thomas Eichenberger, Stellvertretender CEO der Sygnum Bank: «Sygnum wurde mit der Überzeugung gegründet, dass die Blockchain-Technologie das Finanzmarkt- und Zahlungssystem nachhaltig revolutionieren wird. Seither leistet das Unternehmen Pionierarbeit und zeigt gemeinsam mit Partnern wie UBS und PostFinance anhand konkreter Umsetzungsbeispiele das Potenzial dieser Technologie. Ziel ist es, Innovation voranzutreiben und langfristigen Mehrwert für den Finanzplatz Schweiz zu schaffen.»
Christoph Puhr, Digital Assets Lead UBS Group: «Der PoC zeigt, dass Interoperabilität von Bankengeld über öffentliche Blockchains eine Realität werden kann, um Innovationen rund um tokenisierte Vermögenswerte zu ermöglichen. Dies beschleunigt Innovationen bei tokenisierten Vermögenswerten und ermöglicht es, die Zukunft der Finanzsysteme - national und global - aktiv mitzugestalten.»
Weitere Details und den vollständigen Ergebnisbericht zur Machbarkeitsstudie finden Sie unter https://www.swissbanking.ch/de.