Digitale Vermögenswerte und digitale Währungen
Digitale Vermögenswerte und digitale Währungen auf Blockchains gewinnen weltweit immer mehr an Bedeutung. Die Schweiz positioniert sich als führender Innovationsstandort und gestaltet deren Integration ins Finanzsystem aktiv mit. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) engagiert sich dabei für verlässliche Rahmenbedingungen, um eine effiziente, sichere und zukunftsfähige Infrastruktur für Kapitalmarkt und Zahlungsverkehr zu gewährleisten und den öffentlichen Dialog über die Chancen und Risiken dieser Entwicklungen konstruktiv zu fördern.
Neue Perspektiven für Finanzbranche und Wirtschaft
Digitale Vermögenswerte bilden zusammen mit digitalen Währungen die Grundlage für innovative Lösungen in Bereichen wie Kapitalmarkt, Zahlungsverkehr und Settlement oder auch dezentralisierte Finanzdienstleistungen (DeFi). In Ergänzung zur heutigen Finanzmarkt- und Zahlungsverkehrsinfrastruktur schafft dies Chancen: Wenn Geld und Vermögenswerte direkt auf einer gemeinsamen digitalen Plattform abgebildet werden, lassen sich Prozesse in der Finanzbranche langfristig effizienter gestalten, Kosten senken und Risiken reduzieren. Gleichzeitig versprechen digitale Währungen grenzüberschreitende Zahlungen zu beschleunigen.
Die Einführung erfordert jedoch zunächst erhebliche Investitionen, Standardisierung und ein sorgfältiges Risikomanagement, um neue technologische und regulatorische Herausforderungen zu bewältigen. Die SBVg trägt daher aktiv zur Lösung dieser Herausforderungen im Umgang mit blockchain-basierter Finanzinnovation bei und bündelt die Kräfte von Banken, FinTechs und weiteren Akteuren, um die Potenziale im Sinne des Schweizer Finanzplatzes zu erschliessen.
Digitale Vermögenswerte: Tokenisierte Finanzinstrumente und Krypto-Assets
Digitale Vermögenswerte sind Werte, die als Token auf der Blockchain abgebildet werden. Sie können unterschiedliche Ausprägungen haben: von tokenisierten Finanzinstrumenten bis hin zu sogenannten Krypto-Assets.
Bereits 2019 wurden in der Schweiz weltweit die ersten Banken mit Geschäftsmodellen für digitale Vermögenswerte bewilligt, was die Offenheit und Innovationsbereitschaft der Schweizer Behörden unterstreicht. Zudem wurde 2021 die erste vollständig regulierte Digitalbörse und 2025 das erste DLT-Handelssystem bewilligt. Immer mehr Mitglieder der SBVg integrieren zudem digitale Vermögenswerte in ihr Angebot. Die SBVg verfolgt diese Marktentwicklungen mit grossem Interesse, trägt zur edukativen Aufklärung von Politik und Öffentlichkeit bei und unterstützt Initiativen zur Standardisierung und Harmonisierung von technologischen und juristischen Normen.
Tokenisierte Finanzinstrumente sind Abbildungen klassischer Finanzinstrumente wie Aktien, Anleihen oder Fondsanteile, auf einer Blockchain. Durch die Tokenisierung wird das Eigentum an diesen Vermögenswerten zu handelbaren digitalen Einheiten («Anlage-Token»). Diese Token können in Verbindung mit digitalem Geld auf der Blockchain eine effizientere Abwicklung und niedrigere Transaktionskosten ermöglichen und eröffnen perspektivisch den Zugang zu neuen Marktsegmente.
Zu Krypto-Assets zählen beispielsweise Bitcoin und Ether. Es sind digitale Vermögenswerte, die mithilfe von Blockchain-Technologie erstellt, gespeichert und übertragen werden. Sie gelten als Transaktionswährungen für unterschiedliche Blockchainökosysteme. In den meisten Fällen werden sie als hochspekulative Anlageinstrumente verwendet, in seltenen Fällen als Zahlungsmittel (Zahlungs-Token) oder als Gutschein für eine digitale Dienstleistung (Nutzungs-Token).
Digitale Währungen sind Formen von Geld, die auf der Blockchain existieren und für Transaktionen in diesen Ökosystemen verwendet werden. Sie können von zentralen intermediären wie Zentralbanken, Banken und Fintechs oder von dezentralen Netzwerken ausgegeben werden.
Die SBVg gestaltet die Diskussion rund um Blockchain-basierte Geldformen aktiv mit. So werden im Whitepaper zum Buchgeld-Token (Deposit Token) technologische, rechtliche und ökonomische Konzepte aufgezeigt, wie Banken gemeinsam Geschäftsbankengeld auf der Blockchain herausgeben könnten. Im Stablecoin Expertenbericht wird analysiert, welche Chancen und Risiken die Herausgabe von Stablecoins durch Banken in der Schweiz mit sich bringen. Im Ergebnisbericht zur Deposit Token-Machbarkeitsstudie wird die erfolgreiche Durchführung einer bankenübergreifenden, rechtlich bindenden Zahlung mit Bankeinlagen über eine öffentliche Blockchain aufgezeigt. Damit ist ein wichtiger Schritt hin zu einer standardisierten Infrastruktur für blockchainbasierte Finanzdienstleistungen in der Schweiz gelungen. Diese Grundlagen dienen auch dazu, den in diesem Kontext wichtigen fachlichen, öffentlichen und auch politischen Diskurs zu fördern.
CBDC steht für «Central Bank Digital Currency» und bezeichnet digitales Zentralbankgeld, also eine digitale Währung, die von der Zentralbank eines Landes ausgegeben und staatlich gestützt wird. Sie ist Teil des traditionellen Finanzsystems und wird durch Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether inspiriert, unterscheidet sich von diesen jedoch dadurch, dass sie offizielles, von Notenbanken emittiertes Geld darstellt.
Deposit Token sind eine blockchainbasierte Form von Bankeinlagen, die von einer oder mehreren Banken ausgegeben werden. Sie ermöglichen es, Giroguthaben zu übertragen, sowohl zwischen Kunden derselben Bank als auch zwischen autorisierten externen Nutzern, die bei einer anderen Bank eine Geschäftsbeziehung unterhalten.
Stablecoins sind digitale Token, deren Wert an einen Referenzwert – eine staatliche Währung – gekoppelt ist, um Wertstabilität zu gewährleisten. Zur Absicherung müssen Herausgeber qualitativ hochwertige liquide Reserven wie Bankeinlagen oder kurzfristige Staatsanleihen halten, was zunehmend auch regulatorisch vorgeschrieben ist. Sie dienen als stabile digitale Werteinheit, die ohne Intermediäre übertragen und bei DeFi-Anwendungen genutzt werden kann.
Der Schweizer Finanzplatz ist führender Innovationsstandort
Die Schweiz bleibt ein führender Innovationsstandort für Blockchain-basierte Finanzlösungen. Eine wachsende Zahl regulierter Finanzinstitute, die sich aktiv für Blockchain-basierte Finanzinnovation einsetzen, sowie spezialisierte FinTechs, Anwaltskanzleien und Beratungsunternehmen, unterstreichen die Dynamik des Marktes. Der technologieneutrale, prinzipienbasierte Regulierungsansatz hat der Schweiz weltweit Anerkennung verschafft: Bereits 2021 wurde rechtssicherer Rahmen für Blockchain-basierte Finanzdienstleistungen geschaffen, der Innovation fördert und neue Geschäftsmodelle ermöglicht.
Doch der Vorsprung ist kein Selbstläufer. Während andere Finanzplätze aufholen, muss die Schweiz die eigenen Rahmenbedingungen kontinuierlich weiterentwickeln. Die Transformation des Finanzgeschäfts eröffnet dabei Chancen, birgt aber auch Risiken. Die SBVg begleitet diesen Wandel konstruktiv, adressiert Fragen zu Marktakzeptanz, Wertstabilität und Systemrisiken und sorgt dafür, dass Potenziale verantwortungsvoll im Sinne des Finanzplatzes genutzt werden.
Digitale Vermögenswerte brauchen digitale Währungen auf derselben Infrastruktur. Darüber hinaus können digitale Währungen den heutigen Zahlungsverkehr in bestimmten Anwendungsfällen sinnvoll ergänzen – insbesondere bei grenzüberschreitenden Konstellationen. Dafür sind eine klare rechtliche Einbettung, eine wirksame Aufsicht von Emittenten und tragfähige Geschäftsmodelle entscheidend. Als führender Finanzplatz muss die Schweiz diese Entwicklungen aktiv mitgestalten.