Finanzierung der Klima-Transition

Die Umstellung der Schweizer Volkswirtschaft auf das Netto-Null-Ziel bis 2050 birgt einige Herausforderungen. Die Finanzierung ist dabei jedoch nicht die grösste, wie die von der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) in Zusammenarbeit mit Boston Consulting Group (BCG) erarbeitete Studie «Investitions- und Finanzierungsbedarf für eine klimaneutrale Schweiz bis 2050» zeigt.  

Die Klima-Transition in der Schweiz ist finanzierbar

Das Netto-Null-Ziel der Schweiz bis 2050 erfordert eine Umstellung der Schweizer Volkswirtschaft auf nachhaltige Tätigkeiten. Dies hat einen substanziellen, aber aus heutiger Sicht finanzierbaren Investitionsbedarf zur Folge: 

  • Die Klima-Transition der Schweiz erfordert in den nächsten 30 Jahren Investitionen von insgesamt CHF 387,2 Mrd. beziehungsweise durchschnittlich CHF 12,9 Mrd. pro Jahr. Dies entspricht rund 2 Prozent des jährlichen Bruttoinlandprodukts der Schweiz. Investitionen in diesem Umfang ermöglichen die Umsetzung der notwendigen Reduktion von Treibhausgasen bei den emissionsstärksten zehn Sektoren der Schweizer Wirtschaft. Ein Grossteil entfällt auf die Sektoren «Leichter Strassenverkehr», «Gebäude» und «Schwerer Strassenverkehr». 

 

 

  • Über 90 Prozent des Investitionsbedarfs kann von den Banken durch ihr herkömmliches Angebot finanziert werden: Neben Bankkrediten und Hypotheken im Umfang von CHF 10,7 Mrd. (83 Prozent des jährlichen Investitionsbedarfs) könnten weitere CHF 1,0 Mrd. (8 Prozent) durch den Schweizer Kapitalmarkt finanziert werden. Die notwendigen Bankkredite für die Klima-Transition würden beim heutigen Volumen rund 10,8 Prozent der jährlichen von Schweizer Banken vergebenen Hypotheken und Unternehmenskredite ausmachen. Die notwendige Kapitalmarktfinanzierung von rund CHF 1,0 Mrd. zur Klima-Transition würde 1,6 Prozent der jährlichen Anleiheemissionen an der Schweizer Börse ausmachen. 

 

 

  • Bei den weiteren notwendigen Investitionen handelt es sich um öffentliche Güter wie den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, die traditionell durch den Staat finanziert werden (CHF 0,9 Mrd.). Aufgrund der fehlenden Reife der benötigten Technologien bergen die restlichen CHF 0,3 Mrd. neben technischen Herausforderungen auch solche bei der Finanzierung. Lösungen könnten hier gemischte Finanzierungen (Blended Finance) oder Public-Private-Partnerships (PPP) bieten.

Neben der privaten Finanzierung des Übergangs gibt es weitere Arten, von denen insbesondere Blended Finance hervorsticht. Dabei werden Mittel der öffentlichen Entwicklungsfinanzierung zur Aktivierung privaten Kapitals für Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländer verwendet. Durch die Reduktion von Risiken werden insbesondere Projekte mit hohem ökologischen und sozialen Nutzen für private Investoren zugänglich gemacht. Die SBVg hat 2024 ein Papier veröffentlicht, in dem die Chancen und Herausforderungen dieser neuen Finanzierungsart ausführlich erläutert werden. 

Umsetzung als gemeinsame Herausforderung von Staat, Investoren und Finanzplatz

Die SBVg ist überzeugt, dass der Finanzplatz Schweiz mittels Finanzierungen einen wichtigen Beitrag zur anstehenden Umstellung der Schweizer Volkswirtschaft auf nachhaltige Tätigkeiten und damit zum Erreichen des Netto-Null-Ziels der Schweiz bis 2050 leisten kann und wird. Die Umsetzung der Klima-Transition ist aber keine Aufgabe, welche der Finanzplatz allein bewältigen kann, sondern eine gemeinsame: Der Staat ist gefordert, verlässliche Rahmenbedingungen und Anreize zu schaffen, damit die Wirtschaft sowie die Bürgerinnen und Bürger in nachhaltige Massnahmen investieren. Unternehmen aller Sektoren der Wirtschaft ebenso wie Privatpersonen, beispielsweise als Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer sowie Verkehrsteilnehmende, müssen entsprechend investieren. Die Banken können diese Transition mit geeigneten Angeboten sowie durch Finanzierungsberatung wirksam unterstützen. 

Optimale staatliche Rahmenbedingungen

Der Regulator kann im Sinne eines «Green-Supporting»-Ansatzes regulatorische Anreize für klimaorientierte Finanzierungen schaffen. Weiter ist die angemessene Offenlegung klimabezogener Informationen der zu finanzierenden Unternehmen und Projekte eine wichtige Voraussetzung für Finanzierungen. Ebenfalls gilt es regulatorische oder steuerliche Hürden und Einschränkungen bei der Finanzierungstätigkeit zu vermeiden. Nur ein starker Finanzplatz wird in der Lage sein, eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung der Schweiz hin zu einer emissionsarmen Volkswirtschaft wahrzunehmen. 

Expertinnen und Experten

Erol Bilecen
Leiter Sustainable Finance
+41 58 330 62 48
Naomi Pfister
Policy Advisor Sustainable Finance
+41 58 330 62 55