Publikationen zu Sustainable Finance

Im Verlauf der Jahre hat das Sustainable Finance Team der Schweizerische Bankiervereinigung eine Reihe von Studien zu verschiedenen Themen der Sustainable Finance veröffentlicht:

  • Nature Finance: Der Finanzierungsbedarf der Schweiz für den ökologischen Wandel, 2025
  • Climate Finance: Mobilisierung privater Mittel über gemischte Finanzierungsstrukturen (blended finance), 2024
  • Sustainable Finance: Investitions- und Finanzierungsbedarf für eine klimaneutrale Schweiz bis 2050, 2021

1. Der Finanzierungsbedarf der Schweiz für den ökologischen Wandel, 2025 

Im Einklang mit dem Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (GBF) hat sich die Schweiz verpflichtet, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2030 und darüber hinaus zu stoppen und die Natur wiederherzustellen. Die Erreichung dieser Ziele erfordert jedoch erhebliche finanzielle Investitionen. Um erstmals nicht nur qualitative, sondern auch quantitative Informationen über den Umfang dieser notwendigen Ausgaben und deren Finanzierungsquellen liefern zu können, hat die Boston Consulting Group (BCG) für die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) die Studie «Nature Finance: Der Finanzierungsbedarf der Schweiz für den ökologischen Wandel» durchgeführt. Damit liefert sie eine erste quantitative Faktengrundlage für die Zusammenarbeit mit Politik, Finanzinstituten und anderen Stakeholdern. 

Zusätzliche Investitionen in die Wasserinfrastruktur und regenerative Landwirtschaft erforderlich 

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Naturtransition in der Schweiz bis 2050 jährliche Investitionen in Höhe von 5,3 Milliarden Franken erfordert – eine Steigerung von 2,1 Milliarden Franken pro Jahr gegenüber den aktuellen Ausgaben. Der Grossteil dieser Mittel (85 Prozent) dürfte aufgrund der Art der betroffenen Vermögenswerte und der begrenzten Rentabilität vieler Biodiversitätsprojekte aus öffentlichen Quellen stammen. 

Rolle der Schweizer Banken unterstützend, aber begrenzt 

Die Schweizer Banken beginnen, naturbezogene Risiken und Chancen in ihre Nachhaltigkeitsstrategien zu integrieren. Zwar sind sie aufgrund der starken Infrastruktur und des soliden Versicherungssystems der Schweiz nicht stark naturbezogenen Finanzrisiken ausgesetzt, doch können sie eine unterstützende Rolle spielen, indem sie nachhaltige Finanzprodukte wie grüne und nachhaltigkeitsgebundene Kredite und Anleihen anbieten und sich auf die Finanzierung nachhaltiger Lieferketten konzentrieren. Ihr Einfluss ist jedoch begrenzt, da wichtige Sektoren überwiegend in öffentlicher Hand sind und viele Naturprojekte nur geringe kommerzielle Erträge abwerfen. 

Freisetzung von privatem Kapital: Blended Finance und Partnerschaften 

Um die Finanzierungslücke zu schliessen, muss privates Kapital mobilisiert werden. Dazu müssen mehrere Hindernisse überwunden werden, unter anderem der Mangel an investitionsfähigen Projekten, uneinheitliche Messgrössen und Daten sowie die typischerweise geringen finanziellen Erträge von Naturinvestitionen. 

Blended Finance – also Mischfinanzierung beziehungsweise die Kombination öffentlicher und privater Finanzmittel mithilfe von Instrumenten wie vergünstigten Darlehen oder Erstverlustkapital – kann dazu beitragen, Projekte risikoärmer zu machen und private Investorinnen und Investoren anzuziehen. Darüber hinaus können öffentlich-private Partnerschaften und Kofinanzierungsmodelle für öffentliches Vermögen die Wirtschaftlichkeit naturbezogener Investitionen verbessern.  

 

2. Mobilisierung privater Mittel über gemischte Finanzierungsstrukturen (blended finance), 2024 

Klimaschutz braucht Kapital – und neue Wege der Finanzierung 

Die Bekämpfung des Klimawandels ist ist teuer. Laut der «Glasgow Financial Alliance for Net Zero» (GFANZ) müssen jährlich rund 3,2 Billionen US-Dollar investiert werden, um die globale Erwärmung wirksam zu stoppen. Klar ist: Ohne die Mobilisierung privater Gelder lässt sich diese gewaltige Summe nicht aufbringen. Der private Finanzsektor verfügt grundsätzlich über die nötigen Mittel. Doch private Investorinnen und Investoren entscheiden sich nur dann für ein Engagement, wenn ein Projekt als investitionswürdig gilt – das heisst, wenn es eine angemessene Rendite bei vertretbarem Risiko verspricht. Ein grosser Teil der notwendigen Investitionen betrifft Infrastrukturprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern, insbesondere in den G7-Staaten und in China. Aus Sicht vieler privater Kapitalgeber gelten diese Projekte jedoch derzeit als zu riskant oder nicht ausreichend attraktiv. 

Blended Finance – eine Lösung? 

Hier setzt das Konzept des Blended Finance an: Durch die gezielte Kombination von öffentlichem und privatem Kapital lassen sich Risiken abfedern und Projekte so strukturieren, dass sie für private Investitionen interessant werden. Im Idealfall kann dadurch ein Vielfaches an privatem Kapital mobilisiert werden – ohne dabei die Wirkung der Investition oder die Rendite aus den Augen zu verlieren. Doch bislang bleibt das Potenzial von Blended Finance weitgehend ungenutzt. Die bisherigen Investitionen sind zu klein, oft auf Einzelprojekte beschränkt und kaum skalierbar. Ihr Einfluss auf den Klimaschutz ist daher begrenzt. 

Um das zu ändern, braucht es neue Strukturen: skalierbare Plattformen, die den gesamten Finanzierungskreislauf abbilden – von der Kapitalbereitstellung über die Projektentwicklung bis zur Rückführung der Mittel. Entwicklungsbanken und andere Finanzinstitutionen spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie müssen so ausgerichtet werden, dass sie diese Plattformen effektiv unterstützen und zur echten Hebelwirkung beitragen können. Nur wenn es gelingt, privates Kapital in grossem Stil für den Klimaschutz zu mobilisieren, kann die Finanzierungslücke geschlossen und die Erderwärmung wirksam begrenzt werden. 

3. Investitions- und Finanzierungsbedarf für eine klimaneutrale Schweiz bis 2050, 2021 

Die Umstellung der Schweizer Volkswirtschaft auf das Netto-Null-Ziel bis 2050 birgt einige Herausforderungen. Die Finanzierung ist dabei jedoch nicht die grösste: Der Investitionsbedarf ist zwar substanziell, aber aus heutiger Sicht finanzierbar. 

Erhebliche Investitionen stehen bevor 

Die Klima-Transition der Schweiz erfordert in den nächsten 30 Jahren Investitionen von insgesamt 387,2 Milliarden Franken beziehungsweise durchschnittlich 12,9 Milliarden Franken pro Jahr. Dies entspricht rund 2 Prozent des jährlichen Bruttoinlandprodukts der Schweiz. Investitionen in diesem Umfang ermöglichen die Umsetzung der notwendigen Reduktion von Treibhausgasen bei den emissionsstärksten zehn Sektoren der Schweizer Wirtschaft. Ein Grossteil entfällt dabei auf die Sektoren «Leichter Strassenverkehr», «Gebäude» und «Schwerer Strassenverkehr». 

Finanzierung durch Schweizer Banken 

Über 90 Prozent des Investitionsbedarfs kann von den Banken durch ihr herkömmliches Angebot finanziert werden: Neben Bankkrediten und Hypotheken im Umfang von 10,7 Milliarden Franken (83 Prozent des jährlichen Investitionsbedarfs) könnten weitere 1,0 Milliarden Franken (8 Prozent) durch den Schweizer Kapitalmarkt finanziert werden. Die notwendigen Bankkredite für die Klima-Transition würden beim heutigen Volumen rund 10,8 Prozent der jährlichen von Schweizer Banken vergebenen Hypotheken und Unternehmenskredite ausmachen. Die notwendige Kapitalmarktfinanzierung von rund 1,0 Milliarden Franken zur Klima-Transition würde 1,6 Prozent der jährlichen Anleiheemissionen an der Schweizer Börse ausmachen. 

Umsetzung als gemeinsame Herausforderung von Staat, Investoren und Finanzplatz 

Die SBVg ist überzeugt, dass der Finanzplatz Schweiz mittels Finanzierungen einen wichtigen Beitrag zur anstehenden Weiterentwicklung der Schweizer Volkswirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit und damit auch zum Erreichen des Netto-Null-Ziels der Schweiz bis 2050 leisten kann und wird. Die Umsetzung der Klima-Transition ist aber keine Aufgabe, welche der Finanzplatz allein bewältigen kann, sondern eine gemeinsame: Der Staat ist gefordert, verlässliche Rahmenbedingungen und Anreize zu schaffen, damit die Wirtschaft sowie die Bürgerinnen und Bürger in entsprechend sinnvolle Massnahmen investieren. 

Expertinnen und Experten

Erol Bilecen
Leiter Sustainable Finance
+41 58 330 62 48
Naomi Pfister
Policy Advisor Sustainable Finance
+41 58 330 62 55