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11.07.2019

Jörg Gasser: Warum es schnell eine Lösung mit der EU braucht

Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union müssen sich so schnell wie möglich normalisieren. Diese Forderung vertritt der CEO der Schweizerischen Bankiervereinigung, Jörg Gasser, in seinen ersten ausführlichen Interviews. Im Gespräch mit der Tageszeitung «Le Temps» und der Wirtschaftszeitung «Finanz und Wirtschaft» sagt Gasser, dass ein Rahmenabkommen mit Brüssel es ermöglichen würde, die Verhandlungen über den Zugang zum europäischen Markt wieder aufzunehmen. Jörg Gasser, der seit Mai an der Spitze der Bankiervereinigung steht, nennt den Marktzugang ein zentrales Thema für die Schweizer Banken.

«Bankdienstleistungen sind ein Exportgeschäft. Nur können wir diese Dienstleistung momentan nicht richtig in die EU exportieren. Bedenkt man die geographische Nähe und die Grösse des europäischen Finanzmarkts, ist das fatal. Dabei sind wir absolut bereit, die EU-Regulierungen zu akzeptieren und in der Schweiz umzusetzen. So wie wir das mit Fidleg und Finig bereits gemacht haben», argumentiert der CEO der Bankiervereinigung in der «Finanz und Wirtschaft». Der Finanzplatz werde eindeutig bestraft, weil er seine Dienstleistungen nicht in die Europäische Union exportieren könne. 

Die Banken hätten den Sturm der vergangenen zehn Jahre gut überstanden, sagt Jörg Gasser, der in Lausanne ansässigen «Le Temps». Die Branche sei mit der Digitalisierung bereits in eine neue Phase des Übergangs eingetreten. Die Art und Weise, wie das Bankwesen betrieben wurde, müsse überdacht werden. Die digitale Technologie wirft Fragen zu traditionellen Geschäftsmodellen und zur Besteuerung von insbesondere digitalen Aktivitäten auf. Gasser ist überzeugt, dass die Banken einen Weg finden werden, die traditionellen und digitalen Welten zusammenzubringen. 

Ein weiteres wichtiges Thema für die Zukunft der Banken sind die Nachhaltigen Anlagen, wie Gasser in beiden Interviews erläutert. Diese Anlagen hätten in der Schweiz in letzter Zeit deutlich zugenommen und betragen gemäss Swiss Sustainable Finance im Jahr 2018 bereits CHF 716 Milliarden. Gasser spricht sich für Rahmenbedingungen aus, die eine weitere Förderung dieser Aktivitäten ermöglichen. Verbote sind abzulehnen. Er warnt in diesem Zusammenhang davor, den Hebel nur bei den Finanzinstituten anzusetzen, auch die Nachfrageseite müsse in den Fokus rücken. Sustainable Finance biete grosse Chancen: «Das Thema geniesst bei uns oberste Priorität», sagt Jörg Gasser der «Finanz und Wirtschaft». Zum Hintergrund: Rund 20 Prozent der auf dem Finanzplatz Schweiz verwalteten Vermögen sind in Nachhaltigen Anlagen investiert. Der Schweizer Finanzplatz liegt vor der Konkurrenz. Global bewegt sich die Marktdurchdringung gemäss einer Studie bei rund 11 Prozent. 

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