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24.01.2020

Sustainable Finance: Antworten der Bankiervereinigung auf aktuelle Fragen zum Klimaschutz

Wie können Banken zum Klimaschutz beitragen? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) und die Bankenwelt, sondern auch die Öffentlichkeit und die Politik. Klimaschutz und Klimarisiken sind dringliche und komplexe Angelegenheiten, die gesamtheitlich und unter Einbezug aller Akteure gelöst werden müssen. Die SBVg pflegt deshalb einen offenen Dialog zu allen Anspruchsgruppen und liefert Antworten auf aktuelle Fragen.

Welche Rolle spielt die Bankiervereinigung bei «Sustainable Finance»?  

Die SBVg versteht Sustainable Finance als Chance für den Finanzplatz und die ganze Wirtschaft. Sustainable Finance ist auch im Jahr 2020 eine Top-Priorität des Verbandes. Die Banken werden sich auch in Zukunft intensiv mit diesem Thema beschäftigen und damit zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens beitragen.  

Die SBVg setzt sich für optimale Rahmenbedingungen im Bereich Sustainable Finance ein. Das Positionspapier der SBVg vom September 2019 zeigt, wie diese mit dem Fokus auf marktwirtschaftliche Anreize konkret verbessert werden können.  

Wie positioniert sich die Branche zum Pariser Klimaabkommen?  

Die Schweiz hat das Pariser Klimaabkommen ratifiziert und somit auch Artikel 2.1 (c), welcher anstrebt, Finanzströme konsistent zu machen mit einem Pfad hin zu niedrigen Treibhausgasemissionen und einem klimaverträglichen Wachstum. Die SBVg stellt sich hinter das Abkommen von Paris aus dem Jahr 2015 und den damit verbundenen Zielen. Einige unserer Mitglieder haben sich bereits öffentlich zur Umsetzung der Pariser Klimazeile bekannt, z.B. durch Unterzeichnung der Principles for Responsible Banking (PRB).  

Die Banken agieren als Finanzintermediäre und können über ein entsprechendes Angebot von Produkten und Dienstleistungen über den Beratungsprozess diese Ziele anpeilen. Entscheidend ist dabei, dass neben den Banken als Intermediäre auch die Anleger wie bspw. Pensionskassen und das Anlageuniversum einbezogen werden. Nur im Zusammenspiel aller Akteure (Anleger, Intermediäre, Anlageuniversum) können Finanzflüsse nachhaltiger werden.  

Wie kann der Finanzplatz Schweiz zur nachhaltigeren Ausrichtung der Finanzflüsse beitragen?  

Die Transition hin zu einer nachhaltigen Ausrichtung der Finanzflüsse ist auf einen starken Finanzmarkt angewiesen. Der Finanzplatz Schweiz versteht dabei Sustainable Finance als Chance: In der Schweiz hat sich über die letzten Jahre im Bereich Sustainable Finance ein starkes Ökosystem gebildet. Das Volumen von Sustainable Finance auf dem Schweizer Finanzmarkt ist sehr hoch. Bereits über CHF 700 Milliarden sind – bei einer sehr hohen Wachstumsrate von über 80 Prozent – in Anlagen gemäss ESG-Kriterien (Environment, Social and Governance) investiert. Laut Swiss Sustainable Finance waren per Ende 2018 rund 20 Prozent der Gelder, bei denen die Banken über den Beratungsprozess eine Mitwirkung darauf hatten, wie sie angelegt werden, gemäss ESG-Kriterien investiert. Das ist rund doppelt so hoch wie im internationalen Vergleich. Um diese Dynamik weiter zu unterstützen, will die SBVg mit einem Leitfaden zum Beratungsprozess dazu beitragen, dass die Banken ihre Kunden noch besser in Bezug auf nachhaltige Anlagen beraten können.  

Es gilt vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen zu vermeiden, dass der Finanzplatz Schweiz durch übertriebene Regulierungen oder Verbote geschwächt und daran gehindert wird, seine Rolle im Wechsel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft wahrnehmen zu können. Die Schweiz hat die Chance – dank ihrer Verlässlichkeit, ihrer Sicherheit, ihrer Innovationskraft und vor allem dem grossen Wissen im Bereich Sustainable Finance –, eine führende Rolle einzunehmen. Einseitige Verbote von rechtlich zulässigen, aber gesellschaftlich unerwünschten Tätigkeiten helfen weder dem Klima noch der Schweiz. Banken haben auch eine Verpflichtung zur Nichtdiskriminierung ihrer Kunden. Verbote und Restriktionen etwa bei der Kreditvergabe lehnt die SBVg klar ab. Das Bankensystem muss in seinen Funktionen insbesondere auch als Kreditgeber ideologisch neutral sein.  

Mit besseren Rahmenbedingungen statt einer Verbotskultur wird der Schweizer Finanzplatz seiner Verantwortung gerecht werden und im Zusammenspiel von Anlegerinnen und Anlegern, den Intermediären sowie dem Anlageuniversum die Transition zu einer nachhaltigen Ausrichtung der Finanzflüsse unterstützen und damit zum Ziel des Pariser Abkommens beitragen.  

Worum geht es beim geplanten Leitfaden für den Beratungsprozess für Privatanleger? 

Derzeit finden sich in den Portfolios von Privatanlegern noch weniger nachhaltige Anlagen als in jenen grosser institutioneller Investoren, wie den Pensionskassen. Es geht also darum, Privatkunden verstärkt darauf aufmerksam zu machen, dass sie in nachhaltige Produkte investieren und damit Nachhaltigkeit fördern, sowie die aus ESG-Faktoren resultierenden Risiken reduzieren können. Banken und ihre Anlageberater als Intermediäre sind nun gefordert, diese Produkte noch stärker in den Beratungsprozess aller Kundenkategorien einfliessen zu lassen. Die SBVg erarbeitet aktuell einen Orientierungsrahmen für den Umgang mit Sustainable Finance. Im ersten Halbjahr 2020 werden entsprechende Leitlinien und Empfehlungen für die Mitglieder veröffentlicht. Diese helfen den Kundenberatern, dass das Potential nicht nur bei den institutionellen Investoren, sondern gerade auch bei den Privatanlegern voll ausgeschöpft werden kann.  

Der Leitfaden für den Beratungsprozess adressiert die relevanten Aspekte betreffend Vermögensverwaltungs- und Anlagegeschäft. Beim Finanzierungsgeschäft sind im Moment keine weiteren Empfehlungen in Vorbereitung. Einige unserer Mitglieder prüfen, z.B. durch Teilnahme an Pilottests des Paris Agreement Capital Transition Assessment (PACTA), wie sie ihr Finanzierungsgeschäft mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens in Einklang bringen können. Auch andere internationale Initiativen wie beispielsweise die PRB begrüssen wir als hilfreiche Orientierung.  

Was sagt die SBVg zum geplanten Klimaverträglichkeitstest 2020 des BAFU?  

Die SBVg empfiehlt ihren Mitgliedern auch die Teilnahme am BAFU-Klimaverträglichkeitstest 2020. Sie unterstützt die neue Auflage des Klimaverträglichkeitstests der Behörden und ist in der Vorbereitung engagiert. Mit diesem Test können Banken, Versicherungen und Pensionskassen ihre Portfolios und Kredite auf ihren Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens (Kompatibilität mit einer Erwärmung von weniger als 2 Grad Celsius) testen lassen. Die Auswertung der Tests schafft eine wichtige Grundlage, um fortlaufend Fortschritte zu erzielen. Während Finanzflüsse zwar unterstützend wirken können, bleiben das Konsumverhalten und die Technologie die primären Treiber beim CO2-Pfad. Regulierungen für den Finanzplatz müssen an ihrer Wirksamkeit in Bezug auf obige Vision gemessen werden.  

Beteiligt sich der Finanzplatz an internationalen Initiativen etwa zur Offenlegung?  

Ja. Der Finanzplatz Schweiz ist in das globale Finanzsystem eingebunden. Internationale Initiativen wie Principles for Responsible Investment (PRI), Principles for Responsible Banking (PRB) und damit verbundene Offenlegungsverpflichtungen sind wegweisend. Einige unserer Mitglieder sind bereits aktiv an der Umsetzung internationaler Offenlegungsrichtlinien beteiligt, zum Beispiel als Unterstützer der Task Force for Climate-Related Financial Disclosures (TCFD). Teil der TCFD-Empfehlung ist u.a. die Identifizierung von materiellen Klimarisiken, die Berechnung und Analyse entsprechender Szenarien sowie die Integration von Klimarisiken in das Risikomanagement und entsprechendes Reporting.  

Was sagt die SBVg zur Teilnahme von SNB und FINMA beim Network for Greening the Financial System?  

Die SBVg begrüsst die Teilnahme von FINMA und SNB am Network for Greening the Financial System (NGFS) und den Austausch zu Best Practices mit anderen Zentralbanken und Aufsichtsbehörden zur Handhabung von Klimarisiken.

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Monika Dunant
Leiterin Themenmanagement & Media Relations
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