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15.09.2016

Stabsübergabe bei der SBVg: Ziele, Herausforderungen, Prioritäten für die Zukunft

Basel15. September 2016  Der Finanzplatz ist stabil und gut aufgestellt. Er erschliesst sich aktiv neue Geschäftsfelder, zum Beispiel das Asset Management oder das Geschäft mit dem Renminbi, und stellt sich den Herausforderungen der Digitalisierung. Damit der Finanzplatz seine Rolle als Motor der Wirtschaft weiter wahrnehmen kann, braucht es optimale Rahmenbedingungen, zu deren Gestaltung Politik und Behörden entscheidend beitragen. Ein besserer Marktzutritt in die EU ist für den traditionell sehr international ausgerichteten Finanzplatz ebenfalls von grosser Wichtigkeit.

An der heutigen Generalversammlung der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) übergibt Patrick Odier das Präsidentenamt an seinen Nachfolger Herbert J. Scheidt. Der neue Präsident tritt sein Amt in herausfordernden Zeiten an, kann sich jedoch eines soliden Fundaments sicher sein: Die Banken nehmen ihre Rolle als Motor der Schweizer Wirtschaft wahr, sie bieten attraktive Ausbildungs- und Arbeitsplätze und erwirtschaften ca. sechs Prozent der Schweizer Wertschöpfung. Seine international führende Stellung als Nummer 1 in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung hat der Finanzplatz Schweiz weiterhin erfolgreich inne.

Paradigmenwechsel und neue Geschäftsfelder

Der Finanzplatz Schweiz vollzog in der Amtszeit Patrick Odiers den Paradigmenwechsel hin zum automatischen Informationsaustausch; ein Wandel, der nicht wie befürchtet zu einem Abfluss an Kundengeldern geführt hat. Der Ruf der Schweiz als sicherer Finanzplatz ist intakt, wie die seit Jahren konstante Entwicklung der verwalteten Vermögen zeigt. In seiner Abschiedsrede betonte Patrick Odier, dass er stolz auf den Finanzplatz Schweiz ist und wie erfolgreich dieser in den letzten sieben Jahren den Paradigmenwechsel auf dem Gebiet der Steuerkonformität vollzogen hat: „In nur sieben Jahren hat sich das „Tabu“, das jede Infragestellung des Bankkundengeheimnisses einst darstellte, in eine ganz natürlich scheinende Annahme des automatischen Informationsaustausches verwandelt, die mit dem neuen Grundprinzip einer allgemeinen Steuerkonformität einhergeht.“ Odier betonte zudem, dass der Finanzplatz trotz zahlreicher Herausforderungen seine Hauptfunktionen jederzeit vollumfänglich erfüllt hat: „Der Bankensektor hat die Wirtschaft durch die Vergabe von Krediten an Unternehmen, insbesondere KMUs, sowie Privatpersonen stets zuverlässig mit dem nötigen Kapital versorgt.“

Auch ist es gelungen, neben der Vermögensverwaltung weitere Geschäftsfelder zu etablieren und den Schweizer Finanzplatz im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu positionieren: Die Schweiz ist ein Renminbi-Hub geworden, das Asset Management ist gemäss jüngsten Studien europaweit führend und die Banken haben genug Innovations- und Finanzkraft, um die digitale Transformation des Sektors mitzugestalten.

Gesamtschau statt Partikularinteressen

Die jüngsten Kennzahlen zum Finanzplatz zeigen indessen auch Warnsignale: Schweizer Banken bauen im Ausland mehr Stellen auf als im Inland, es gibt immer weniger Banken (insb. Auslandbanken) in der Schweiz, die verwalteten Vermögen waren im letzten Jahr aufgrund des starken Frankens leicht rückläufig und die konjunkturelle Situation der wichtigsten Auslandsmärkte ist äusserst herausfordernd. Die Banken sind in diesem Umfeld gefordert, an ihrer Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten. Dazu sind sie auf optimale Rahmenbedingungen angewiesen, zu deren Gestaltung Politik und Behörden entscheidend beitragen müssen. „Eine rationale Gesamtschau ist für die Zukunft des Finanzplatzes elementar. Einzel- und Partikularinteressen dürfen das Wohl des Finanzplatzes und der Wirtschaft nicht beschneiden. Dafür müssen sich Politik und Parlament einsetzen“, fordert Claude-Alain Margelisch, CEO der SBVg. Mit Blick auf anstehende politische Geschäfte heisst das, dass wichtige anstehende Beratungen wie etwa zu FIDLEG/FINIG nicht ohne Not verschleppt werden dürfen oder Banken mit der Matter-Initiative oder dem Gegenvorschlag dem Risiko ausgesetzt werden, zum verlängerten Arm der Steuerbehörde zu werden.

Marktzugang und bessere Regulierung

Die wohl dringendsten offenen Dossiers sind eine bessere Regulierung und der Zugang zu wichtigen Auslandsmärkten. „Der traditionell sehr internationale Finanzplatz muss auch im Ausland wachsen können. Dazu brauchen die Banken Marktzugang. Wichtigster Ansatzpunkt ist dabei das Verhältnis der Schweiz zur EU, das es dringend zu verbessern und zu stabilisieren gilt“, so Claude-Alain Margelisch. Weiterhin verliert die Schweiz aufgrund steigender und kostenintensiver Regulierungsvorgaben an Standortattraktivität. Will sie im globalen Standortwettbewerb nicht zurückfallen, muss sie das Problem der steigenden Regulierungskosten angehen. Mit dem „Konzept für eine gute Regulierungspolitik“ steuert die SBVg zu dieser Diskussion einen ausgearbeiteten Lösungsvorschlag bei, der Lösungswege über alle Regulierungsstufen hinweg einbezieht. Diese umfassen namentlich eine unabhängige Regulierungsprüfstelle und ein Preisschild für Regulierungen. Die SBVg stellt erfreut fest, dass die Politik diesen Handlungsbedarf ebenfalls erkannt hat. Die SBVg hofft, dass nun rasch ein Gesetzesentwurf vorliegt, der diese Überlegungen aufgreift.

Neu aufgestellter Verband mit neuem Verwaltungsratspräsidenten und neuen Verwaltungsratsmitgliedern

Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der SBVg haben im vergangenen Jahr eine Reorganisation des Verbands vorgenommen und neue, stärker businessorientierte Schwerpunkte gesetzt. Das hat zu Effizienzsteigerungen, klaren Verantwortlichkeiten und mehr Businessorientierung im Verband beigetragen. Herbert J. Scheidt wird per 16. September 2016 neuer Verwaltungsratspräsident der SBVg. Herbert J. Scheidt ist seit 2011 Verwaltungsratspräsident der Vontobel Holding AG. Von 2002 bis 2011 leitete er die Bank Vontobel als CEO. Patrick Odier, bisheriger Präsident der SBVg, sagt: „Ich bin sehr dankbar, dass mit Herbert J. Scheidt ein neuer Präsident gewählt wurde, der über einen grossen Leistungsausweis als Bankier verfügt. Ich bin überzeugt, dass Herbert J. Scheidt den Verband erfolgreich und geschlossen in die Zukunft führen wird.“

An der diesjährigen Generalversammlung werden ausserdem zwei neue Verwaltungsräte zur Wahl vorgeschlagen: Marco J. Netzer, Präsident des Verwaltungsrats der Banque Cramer & Cie SA, und Dr. Heinrich Henckel, CEO der LGT Bank (Schweiz) AG.

Schweizerischer Bankiertag

Der Bankiertag ist die jährliche Generalversammlung der SBVg und bildet einen der Höhepunkte im Schweizer Bankenjahr. Nebst der Präsidialrede durch Patrick Odier, Präsident der SBVg, wird Bundesrat Ueli Maurer, Vorsteher des Eidgenössischen Finanzdepartements, EFD, die Grussbotschaft des Bundesrats überbringen. Schwerpunkt der Veranstaltung ist das von Peter A. Fischer (Wirtschaftschef der NZZ) moderierte Gespräch mit dem Präsidenten Patrick Odier und seinem Nachfolger Herbert J. Scheidt über die Vergangenheit und die Zukunft des Verbands. Am Bankiertag werden ausserdem die Banklehr-Absolventen 2016 mit den besten betrieblichen Noten ausgezeichnet.

Im Mittelpunkt des Bankiertags steht der Austausch zwischen Persönlichkeiten aus der Welt der Banken, der Politik und der Industrie. Eingeladen sind auch Botschafterinnen und Botschafter, die dem Anlass internationale Ausstrahlung geben. Es werden rund 450 geladene Gäste erwartet.

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