Positionen und Empfehlungen im Bereich Sustainable Finance
Nachstehend finden Sie eine Übersicht über die Positionen und Empfehlungen der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) im Bereich Sustainable Finance. Der Fokus liegt dabei auf den thematischen Perspektiven der Branche; nicht abgedeckt sind die geltenden gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen.
Anlegen und Investieren
Einbezug von ESG-Präferenzen und ESG-Risiken und Prävention von Greenwashing bei der Anlageberatung und Vermögensverwaltung
Der Beratungsprozess ist zentral, wenn es darum geht, dass Kundinnen und Kunden die Konsequenzen ihrer Investments aus einer ESG-Perspektive verstehen, beeinflussen oder sogar steuern können. Die SBVg hat hierzu für ihre Mitglieder verbindliche Richtlinien erarbeitet, die 2023 in Kraft getreten sind und 2024 weiterentwickelt wurden:
Anlageprodukte
Die SBVg rät ihren Mitgliedern, sich an den Empfehlungen der Asset Management Association Switzerland (AMAS) und von Swiss Sustainable Finance (SSF) zu orientieren.
- Nachhaltiges Asset Management: Kernbotschaften und Empfehlungen – AMAS und SSF (2020)
- SSF-Empfehlungen zur Berichterstattung über ESG-Transparenz von Portfolios (2021)
- How to Avoid the Greenwashing Trap: Recommendations on transparency and minimum requirements for sustainable investment approaches and products (2021)
Internationale Initiativen
Die SBVg unterstützt die Anwendung internationaler Initiativen und empfiehlt ihren Mitgliedern, sich den drei folgenden internationalen Initiativen anzuschliessen, insofern diese relevant für ihre Geschäftsmodelle sind:
- Principles for Responsible Investment (PRI)
- Net-Zero Asset Managers Initiative (NZAM)
- Net-Zero Banking Alliance (NZBA)
Finanzierung
Der Wandel zu einer emissionsarmen Volkswirtschaft erfordert gezielte Investitionen. Dem Schweizer Finanzplatz kommt eine hohe Bedeutung zu, da er für die Finanzierung eben dieser Investitionen im Mittelpunkt steht.
Hypotheken
Immobilien stossen zurzeit knapp einen Viertel der CO2-Emissionen in der Schweiz aus. Ein Diskussionspapier der SBVg zeigt auf, mit welchen Massnahmen die Banken einen Beitrag zur Erhöhung der Sanierungsquote und damit zur Steigerung der Energieeffizienz des schweizerischen Gebäudeparks leisten können.
Einen umfassenden und strukturierten Überblick über bereits bestehende Ansätze zur Verankerung von Nachhaltigkeit auf der Finanzierungsseite findet sich zudem in einer gemeinsamen Studie des Verbands Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) und von Swiss Sustainable Finance (SSF):
Schliesslich hat die SBVg spezifische Richtlinien für die persönliche und digitale Beratung von Privatpersonen mit zu finanzierenden Einfamilien- und Ferienhäusern erlassen. Konkret sollen Eigentümerinnen und Eigentümer motiviert werden, sich mit Unterstützung der Bank mit den Themen Werterhalt und Energieeffizienz auseinanderzusetzen und auf diese Weise für die Bedeutung energetischer Sanierungen sensibilisiert werden.
Internationale Initiativen
Wie beim Anlegen und Investieren unterstützt die SBVg auch bei der Finanzierung die Anwendung internationaler Initiativen. Die SBVg empfiehlt ihren Mitgliedern, sich den beiden folgenden internationalen Initiativen anzuschliessen, insofern diese relevant für ihre Geschäftsmodelle sind:
Transparenz
Eine Möglichkeit zur Messung der Klimaverträglichkeit ist ein Test auf Basis der PACTA-Methode (Paris Agreement Capital Transition Assessment). Die SBVg empfiehlt ihren Mitgliedern, an den regelmässigen Klimaverträglichkeitstests des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) teilzunehmen.
EU-Regulierung
Die Regulatorik auf dem Gebiet Sustainable Finance in der Europäischen Union (EU) hat zwar im Vergleich zur Schweiz früher eingesetzt, doch sind unter anderem durch fehlende Abstimmung zwischen den unterschiedlichen Teilen wie die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) und die Taxonomie viele Unklarheiten entstanden. Gleichzeitig hat sich durch die Vielzahl von (Teil-)Regulierungen ein so grosser bürokratischer Aufwand entwickelt, dass nun erst wieder ein Rückbau durchgeführt wird. Aus Schweizer Sicht empfiehlt sich daher ein gestaffelter Ansatz in der Regulierung. Bei diesem soll geprüft werden, welche Anpassungen sinnvoll sind, um weiterhin ein führender Hub für Sustainable Finance zu bleiben. Zudem muss geklärt werden, ob diese besser durch Branchenmassnahmen (Leitfänden, Selbstregulierung) oder durch staatliche Regulierung umzusetzen sind. Auf diese Weise lässt sich auch der Zeithorizont flexibler gestalten. Ausgangspunkt für diesen Prozess muss eine umfassende ergebnisoffene Analyse sein.