News
01.10.2020

Das Corporate Banking trägt substanziell zur Produktivität der Schweizer Wirtschaft bei

Im Firmenkundengeschäft bieten Banken unverzichtbare Dienstleistungen für die Schweizer Unternehmen. Dies zeigt sich eindrücklich am Beispiel der COVID-19-Pandemie mit den raschen Überbrückungskrediten und rekordhohen Volumen an emittierten Anleihen.

«Exportnation, Spitzenindustrie, Standort für Hauptsitze und andere Tätigkeiten mit hoher Produktivität» sind Attribute, die die Schweizer Volkswirtschaft zweifelsohne verdient. Die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen hängt dabei sehr stark von ihrem Zugang zu Kapital und Finanzdienstleistungen ab.

Schweizer Unternehmen produzieren vergleichsweise kapitalintensiv und fokussieren hauptsächlich auf innovative, wertschöpfungsintensive Produkte und Dienstleistungen. Nur so können sie sich angesichts der hohen Boden- und Lohnkosten im internationalen Wettbewerb behaupten. Jede Fabrik, jedes Patent und jede Handelsware müssen jedoch finanziert werden. Unternehmen sind daher auf einfachen Zugang zu Finanzierungen angewiesen. Corporate Banking erfüllt diese Funktion. Den Banken kommt damit eine Schlüsselrolle für die Schweizer Volkswirtschaft zu, denn für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bleibt die «Hausbank» die wichtigste Finanzierungsquelle.[1]

Volumen an Unternehmenskrediten wächst 3,5-mal schneller als das BIP

Banken in der Schweiz hatten 2019 Kredite im Umfang von CHF 607 Mrd. an Unternehmen im In- und Ausland ausstehend. Davon wurde über die Hälfte des Volumens an Kleinstunternehmen gewährt, d.h. Unternehmen mit bis zu 9 Mitarbeitenden (siehe Abbildung). Das Volumen an Unternehmenskrediten ist im vergangenen Jahrzehnt rund 3,5-mal so schnell gewachsen wie die Schweizer Volkswirtschaft, was die grosse Bedeutung dieser Finanzierungsform unterstreicht.

Mit rund CHF 16,8 Mrd. an COVID-19-Krediten haben Bund und Banken den Schweizer KMU finanzielle Überbrückungen gewährt und damit Liquiditätsengpässe abgefedert. Im Gegensatz zu anderen Ländern war die Schweiz weder in der Finanzkrise noch in der aktuellen COVID-19-Pandemie von einer Kreditklemme betroffen. Die Banken haben jederzeit ausreichend Kredit vergeben und damit die Unternehmensfinanzierung sichergestellt.

Handels- und Exportunternehmen sind auf Transaction Banking angewiesen

Neben der Finanzierung bietet das Corporate Banking auch Transaktionsdienstleistungen an. Jedes Handelsgeschäft und jede Dienstleistung gehen mit einer gegenläufigen Finanztransaktion einher. Diese reichen von einfachen Vorgängen wie etwa Kartenzahlungen bis hin zu massgenschneiderten Dienstleistungen für komplexe internationale Geschäfte, wie etwa Akkreditive. Für exportorientierte Unternehmen, Handelsunternehmen und weitere Unternehmen stellt der Zugang zu solch spezifischen Bankdienstleistungen ein wesentlicher Standortfaktor dar.

Kapitalmarkt angesichts der COVID-19-Pandemie stark beansprucht

Insbesondere grössere Unternehmen sind auf den Zugang zu Kapitalmärkten angewiesen. Dort lassen sich grössere Volumina meist zu besseren Konditionen erschliessen. Im letzten Jahrzehnt wurde der Anleihenmarkt netto mit bis zu CHF 11,5 Mrd. pro Quartal beansprucht. Dies hat sich jüngst verändert, da die Unsicherheiten aus der COVID-19-Pandemie erhöhten Finanzierungsbedarf bei Staat und Privatwirtschaft hervorgerufen haben. Im 2. Quartal 2020 wurden CHF-Anleihen von inländischen Schuldnern im Umfang von CHF 20,4 Mrd. emittiert und der Markt netto mit CHF 13,9 Mrd. beansprucht. Das Emissionsvolumen entspricht rund dem Doppelten des historischen Quartalswerts. Dies zeigt, dass neben Bankkrediten auch der Schweizer Kapitalmarkt in dieser herausfordernden Situation seine Rolle als Liquiditätsversorger erfüllt und damit zur kontinuierlichen Prosperität der Schweizer Volkswirtschaft beiträgt. Gleichwohl bleibt seine Rolle bei der Unternehmensfinanzierung im internationalen Vergleich klein. Dies geht unter anderem auf regulatorische Nachteile zurück, wie etwa die Stempelabgabe und die Verrechnungssteuer. Die SBVg fordert die Abschaffung der Stempelabgabe und die Reform der Verrechnungssteuer.

Die COVID-19-Pandemie hat vor Augen geführt, wie wichtig Finanzdienstleistungen für Schweizer Unternehmen sind. Banken tragen mit ihrem Firmenkundengeschäft massgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität und zum Wohlstand in der Schweiz bei. Insofern gilt es, dieser wichtigen Funktion der Banken Sorge zu tragen und die betreffenden Regulierungen möglichst attraktiv auszugestalten.

[1] IFZ (2017). Studie zur Finanzierung der KMU in der Schweiz 2016
Insight

Autoren

Thomas Rühl
Ehemaliger Leiter Research
+41 58 330 62 04

Medienkontakte

Monika Dunant
Leiterin Themenmanagement & Media Relations
+41 58 330 63 95
Deborah Jungo-Schwalm
Senior Communications Manager
+41 58 330 62 73